Das Erdbeben in der Türkei mit einer
Stärke von 7,9 auf der Richterskala hat zu einer beträchtlichen Anzahl von Todesopfern
geführt und eine großflächige Zerstörung in betroffenen Städten verursacht. Die
Abwassersysteme in den Gebieten sind weitgehend zerstört und die Notlager, in
denen Überlebende Schutz suchen, sind überfüllt.
Angesichts der katastrophalen hygienischen Bedingungen und der großen Anzahl an
Menschen auf engstem Raum erhöht sich das Risiko einer Cholera-Epidemie.
Droht nun die Gefahr eines Ausbruchs der Cholera in der Türkei?
Doch was ist
Cholera eigentlich? Cholera ist eine durch das Bakterium Vibrio cholerae verursachte Darminfektion. Der Cholera Erreger gelangt durch den Verzehr kontaminierter
Lebensmittel oder verunreinigtes Wasser in den Körper. Nach der Aufnahme überlebt
das Bakterium die Magenpassage und produziert ein Toxin (Choleratoxin), das die
Darmzellen schädigt und zu schwerem wässrigem Durchfall und Erbrechen führt.
Unbehandelt kann die Infektion aufgrund der rasch fortschreitenden Dehydration
und Elektrolytstörungen binnen weniger Stunden zum Tod führen.
In der Türkei besteht nach dem
jüngsten Erdbeben die Gefahr eines Cholera Ausbruchs oder gar einer landeweiten
Cholera Epidemie. Das Beben hat die sanitäre Infrastruktur betroffener Städte stark
beschädigt und die Versorgung der Überlebenden mit sauberem Trinkwasser ist
nicht ausreichend gewährleistet. Zudem hat, aufgrund der Stärke des Erdbebens,
das Wasser- und Abwasserentsorgungssystem Schaden genommen, wodurch noch
vorhandenes Trinkwasser mit hoher Wahrscheinlich kontaminiert wird. Die
Notunterkünfte verfügen ebenfalls über einen nur mangelhaften Zugang zu
sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. Angesichts der Vielzahl an
Menschen in den Notunterkünften besteht das außerordentlich hohe Risiko zu
Seuchenausbrüchen wie der Cholera in der Türkei.
Die Gefahr eines Ausbruchs von Cholera nach dem Erdbeben ist vor allem im
ebenfalls betroffenen Syrien groß: Aufgrund des dort seit mehr als zehn Jahren
andauernden Bürgerkriegs war bereits vor dem Beben ein Großteil der
Infrastruktur und das Gesundheitssystem zerstört. Nach dem starken Erdbeben
verschärfte sich die Lage.
Ausbrüche von Cholera nach
Naturkatastrophen sind regelmäßig zu beobachten. So wurde Haiti ab dem Jahr
2010 von der Cholera heimgesucht, nachdem ein schweres Erdbeben zuvor 220.000
bis 500.000 Todesopfer gefordert hatte.
Bei einer Cholera-Infektion bricht
die Krankheit bei etwa jedem zehnten Infizierten aus. Die Inkubationszeit liegt
dabei zwischen wenigen Stunden und fünf Tagen.
Die Cholera Symptome sind plötzliches schweres Krankheitsgefühl: Kopf-
und Gliederschmerzen und schmerzloser wässriger Durchfall, der von Erbrechen
begleitet wird, stellen die Leitsymptome der Erkrankung dar. In einigen Fällen
treten Fieber und Schüttelfrost hinzu.
Erwachsene verlieren bei schweren Verläufen pro Stunde etwa einen Liter des
zuvor im Körper gespeicherten Wassers sowie die darin gelösten Elektrolyte.
Infolge der Dehydration entwickeln Infizierte ein starkes Durstgefühl, zudem
fühlen sie sich extrem schwach und leiden unter Muskelkrämpfen.
Die fortschreitende Austrocknung führt bei unzureichender medizinischer
Versorgung zum Nierenversagen, einem Kreislaufschock und schließlich zum
Verlust des Bewusstseins und zum Tod.
Schwere Verläufe drohen vor allem Kindern, Senioren sowie Menschen, die unter
Mangelernährung und einem geschwächten Immunsystem, beispielsweise aufgrund
einer HIV-Infektion, leiden.
Zwar verlaufen rund 85 % aller Infektionen symptomlos, bricht die Krankheit
aber aus, so versterben 20 % bis 70 % der Erkrankten, wenn sie keine
ausreichende medizinische Versorgung erhalten.
Ausbrüche von Cholera nach Erdbeben stellen
leider keine Seltenheit dar. Hilfsorganisationen weltweit können in solchen
Fällen von ihrer umfassenden Erfahrung bei der Bekämpfung von Ausbrüchen der
Cholera nach Naturkatastrophen profitieren.
Um das Risiko eines Cholera Ausbruchs nach Erdbeben zu minimieren, müssen die
Regierung und Hilfskräfte den Betroffenen Zugang zu sauberem Wasser und
sanitären Einrichtungen ermöglichen.
Da die Cholera primär über mit
Fäkalien kontaminiertes Wasser übertragen wird, ist die Einhaltung strenger
hygienischer Standards unerlässlich oder gar überlebenswichtig.
Lebensmittel und Wasser sind
grundsätzlich abzukochen.
Die Regierung trägt die
Verantwortung dafür, ihre Bürger ausführlich über die Notwendigkeit zur
Einhaltung der Hygienemaßnahmen und deren korrekten Durchführung aufzuklären,
um eine Ausbreitung des Cholera Erregers zu verhindern.
Eine Cholera Impfung kann dazu beitragen, das Risiko einer landesweiten
Ausbreitung zu reduzieren. Insbesondere Risikogruppen profitieren von der
Cholera Impfung, da sich das Risiko einer Cholera Ansteckung durch die
Immunisierung verringert.
Um einen Ausbruch der Cholera in der Türkei zu verhindern, ist eine schnelle
Reaktion und Überwachung der ergriffenen Maßnahmen durch die lokalen
Gesundheitsbehörden dringend erforderlich.
Eine Ausbreitung der Cholera in der
Türkei würde keine unmittelbare Bedrohung für die Gesundheit in anderen Ländern
darstellen. Eine Cholera Pandemie, die zu einer erhöhten Krankheitslast in
Mitteleuropa führt, ist weitestgehend auszuschließen.
Kommt es zu einem Ausbruch der Cholera in der Türkei, so können Reisende und
insbesondere Helfer vor Ort das Bakterium zwar nach Deutschland einschleppen,
doch das Risiko weiterer Übertragungen wäre sehr gering. Zudem ist das deutsche
Gesundheitssystem fortschrittlich und auf die Behandlung von Erkrankungen wie der
Cholera gut eingestellt.
Außerdem verfügen die meisten Staaten Europas über ein funktionierendes
Abwassersystem, wodurch eine Kontamination des Trinkwassers nahezu
ausgeschlossen ist.
Zuletzt kam es in Deutschland im Jahr 1892 in Hamburg zu einer verheerenden Cholera
Epidemie. Seither gilt die Cholera in Deutschland als ausgerottet.
Die Gefahr eines Ausbruchs der Cholera in Deutschland ist damit als sehr gering
einzustufen.
Bei der Behandlung der Cholera Erkrankung
liegt der Fokus des medizinischen Personals auf der Wiederherstellung des Flüssigkeitshaushalts
des Patienten. Um den hohen Flüssigkeitsverlust auszugleichen und den Körper zu
stabilisieren, werden dem Patienten Elektrolyte und Glukose zugeführt. Hierbei
kommen insbesondere Infusionen zum Einsatz.
Auch medizinische Laien können Erste-Hilfe-Maßnahmen ergreifen, indem sie
Wasser mit Salz und Zucker versetzen und dieses Gemisch dem Erkrankten oral
verabreichen.
Bei frühzeitiger Behandlung stehen die Heilungschancen der Cholera Erkrankung
gut und die Symptome klingen innerhalb von drei bis sechs Tagen ab.
Um Cholera Ansteckungen zu vermeiden, stehen Impfstoffe zur Verfügung, die
jedoch keine vollständige Immunität gegen den Cholera Erreger gewährleisten.
Personen, die die Cholera Impfung
erhalten haben, sind für mehrere Monate vor einer Erkrankung geschützt. Es wird
jedoch empfohlen, die Cholera Impfung jährlich zu wiederholen, um die Immunität
gegen die Cholera Krankheit aufrechtzuerhalten.